Heilerziehungspflege und die Besonderen Wohnformen
von Peter Kießling
Ein besonderes Tätigkeitsfeld für Heilerziehungspfleger*innen sind sogenannte besondere Wohnformen – Einrichtungen, in denen Menschen mit Unterstützungsbedarf leben. Hier gestalten HEPs gemeinsam mit den Bewohner*innen den Alltag: von der Morgenroutine über Freizeitaktivitäten bis hin zu individueller Förderung und Pflege.
In besonderen Wohnformen leben Menschen mit Behinderung in einem Umfeld, das Sicherheit, Struktur und gleichzeitig ein hohes Maß an Selbstbestimmung ermöglicht. HEPs gestalten diesen Lebensraum aktiv mit. Der Alltag umfasst dabei die Unterstützung beim Aufstehen, Ankleiden und Frühstücken sowie gemeinsame Aktivitäten wie Kochen, Ausflüge, kreative Angebote oder gezielte Förderung. Auch pflegerische Aufgaben und medizinische Begleitung sind feste Bestandteile. Am Abend stehen häufig Gespräche, Spiele oder ruhige Rituale auf dem Programm. Gearbeitet wird im Team, meist im Schichtdienst mit flexiblen Dienstzeiten.
Ein besonderer Aspekt ist die gesetzlich vorgeschriebene Tagesstruktur: Bewohner*innen besuchen tagsüber externe Angebote wie Werkstätten, Tagesstätten oder Förderbereiche. Das Haus ist daher vormittags in der Regel leer. Für das Fachpersonal bringt das besondere Anforderungen an die Arbeitszeiten mit sich. Typisch sind sehr flexible Dienstmodelle – etwa kurze Einsätze am Morgen zur Unterstützung der Aufsteh- und Frühstücksphase, gefolgt von einer mehrstündigen Pause und einem weiteren Dienst am Nachmittag bis zum Abend, um die Freizeit- und Abendgestaltung zu begleiten. Auch sogenannte Teildienste sind keine Seltenheit.
Besondere Momente entstehen dabei ganz nebenbei: wenn jemand stolz ein selbst gebackenes Brot präsentiert, wenn ein gemeinsamer Spaziergang zum Highlight des Tages wird oder wenn ein kleiner Fortschritt zum großen Erfolg wächst. In der kontinuierlichen Beziehung zu den Bewohner*innen entstehen Verbindungen, die prägen und wachsen lassen.
Die Arbeit verbindet pädagogische, pflegerische und lebenspraktische Aspekte. Sie bietet die Möglichkeit, direkt und nachhaltig etwas zu bewirken, Verantwortung zu übernehmen und Beziehungen aufzubauen. Gleichzeitig verlangt sie Belastbarkeit, Teamfähigkeit, Organisationstalent und eine hohe Sensibilität für die Bedürfnisse der Bewohner*innen. Wer hier arbeitet, braucht neben fachlichem Wissen besonders Einfühlungsvermögen, Geduld, Kreativität und die Bereitschaft, sich selbst weiterzuentwickeln – denn kein Tag ist wie der andere, und das Leben in besonderen Wohnformen ist so individuell wie die Menschen, die dort wohnen.
Gelungener Auftakt der Roadshow HEP in Weimar
Am 30. April fiel der Startschuss für unsere vierteilige Veranstaltungsreihe „Roadshow Heilerziehungspflege“ – und das direkt mit einem spannenden Besuch bei der besonderen Wohnform des LebensRäume e.V. in Weimar. Ziel der Reihe ist es, Berufsberater*innen und Arbeitsvermittler*innen der Agentur für Arbeit den vielseitigen Beruf der Heilerziehungspflege praxisnah vorzustellen – und genau das ist uns beim Auftakt gut gelungen. In angenehmer Atmosphäre kamen Mitarbeitende, Berufsschulvertreterinnen und Fachleute aus dem Bereich Teilhabe und Eingliederungshilfe miteinander ins Gespräch. Die Teilnehmenden konnten nicht nur einen authentischen Einblick in den Alltag der Einrichtung gewinnen, sondern auch spüren, wie zentral und wertvoll die Arbeit von Heilerziehungspfleger*innen für die betreuten Menschen ist. Diana Paschek (Expertin für Fachkräfte und Ausbildung), Regina Hartung und Nadin Helbing (Referentinnen für die Bereiche Teilhabe und Eingliederungshilfe) vom Paritätischen Thüringen begleiteten die Runde fachlich. Gemeinsam mit den Gästen der Agentur für Arbeit wurde lebhaft diskutiert: Welche Perspektiven bietet der Beruf? Wie können wir junge Menschen besser erreichen? Was bewegt sie bei ihrer Berufswahl – und was können Träger und Einrichtungen daraus lernen? Mit vielen Impulsen und einem positiven Grundgefühl blicken wir auf einen gelungenen Auftakt – und freuen uns auf die nächsten Stationen der Roadshow!