Heilerziehungspflege und Werkstätten für behinderte Menschen
von Peter Kießling
Eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) ist eine Einrichtung, in der Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen können. Sie ist keine Erwerbsstätte, sondern eine anerkannte Form der Teilhabe am Arbeitsleben nach § 219 SGB IX. Werkstätten bieten berufliche Bildung, angepasste Arbeit und begleitende Fördermaßnahmen. Im Mittelpunkt stehen individuelle Entwicklung, soziale Teilhabe und das Ziel, eine Eingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu ermöglichen oder vorzubereiten.
Heilerziehungspflegerinnen und Heilerziehungspfleger begleiten in Werkstätten den Alltag der Beschäftigten. Sie fördern Selbstständigkeit, unterstützen bei praktischen Aufgaben und gestalten pädagogische Angebote zur Stärkung motorischer, kognitiver und sozialer Fähigkeiten. Auch Arbeitsanleitung gehört dazu. HEPs vermitteln Techniken, erklären Abläufe und passen Tätigkeiten an individuelle Voraussetzungen an. Je nach Bedarf übernehmen sie pflegerische Aufgaben oder begleiten medizinische Maßnahmen. Sie fördern soziale Integration, das Gemeinschaftsgefühl, moderieren Gespräche und wirken an Gruppenangeboten mit. Im Team arbeiten sie eng mit anderen Fachkräften zusammen und dokumentieren Entwicklungen. Die Arbeit verbindet Pädagogik, Assistenz und Pflege mit dem Ziel, eine sinnvolle und erfüllende Tätigkeit zu ermöglichen.
Ein typischer Tag beginnt mit einem gemeinsamen Start am Morgen. Danach folgen Arbeitsphasen, gegliedert durch Pausen. Am Nachmittag stehen je nach Einrichtung Bildungsangebote, Gruppenaktivitäten oder individuelle Förderung auf dem Programm. Die Arbeitszeiten sind werktags tagsüber angesetzt. Nacht- und Wochenenddienste sind in der Regel nicht erforderlich. Das macht die Arbeit gut planbar und bietet eine verlässliche Tagesstruktur.
Besondere Momente entstehen oft im Kleinen. Wenn jemand eine Aufgabe erstmals selbstständig bewältigt oder Verantwortung übernimmt, wird spürbar, wie wirksam gezielte Begleitung sein kann. Die Beziehung zwischen Fachkraft und Beschäftigten ist oft von Vertrauen, Respekt und echtem Interesse geprägt.
Die Arbeit in der WfbM bringt auch Herausforderungen mit sich. Unterschiedliche Bedarfe, emotionale Belastungen oder soziale Spannungen erfordern Flexibilität, Geduld und klare Kommunikation. Wer hier tätig ist, sollte empathisch, strukturiert und teamfähig sein. Gefragt sind außerdem Kreativität, Organisationstalent und die Bereitschaft, individuelle Wege mitzugehen.
Dritte Station unserer Roadshow HEP in Erfurt
Am 11. Juni machte die Roadshow Heilerziehungspflege (HEP) Halt in Erfurt. Hier waren wir zu Gast im Christophoruswerk. Im Zentrum stand erneut der Ausbildungsberuf der Heilerziehungspflege, diesmal mit einem besonderen Fokus auf die Einsatzmöglichkeiten in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) und im angeschlossenen Förderbereich.
Auch dieses Mal nutzten zahlreiche Berufsberater*innen und Arbeitsvermittler*innen der Agentur für Arbeit die Gelegenheit, einen praxisnahen Einblick in das Arbeitsfeld zu erhalten. Besonders lebendig wurde es durch die Erfahrungsberichte der Mitarbeitenden des Christophoruswerks. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an das engagierte Team vor Ort! Aus den verschiedenen Arbeitsbereichen – vom Förder- über den Arbeits- bis zum begleitenden Dienst – kamen sehr praxisnahe Eindrücke zusammen, die ein vielseitiges Bild vom Alltag und den Anforderungen in der Heilerziehungspflege zeichneten.
Ein Thema, das bei den Teilnehmenden besonders Interesse weckte, war der berufliche Werdegang der Fachkräfte. So berichtete etwa ein Mitarbeiter von seinem Quereinstieg, also wie er ursprünglich in einem handwerklichen Beruf gearbeitet hat und schließlich über persönliche Erfahrungen zur Tätigkeit in der Eingliederungshilfe gekommen ist. Solche Geschichten machen deutlich, wie offen und durchlässig das Berufsfeld ist und wie viele Wege in die Heilerziehungspflege führen können.
Fachlich begleitet wurde die Veranstaltung von Diana Paschek (Paritätische BuntStiftung) und Teresa Wagner (Caritasverband). Die Roadshow geht weiter und wir freuen uns auf die nächste Station!
Weiterführende Links
Die Werkstätten im Christophoruswerk Erfurt gGmbH in Erfurt
https://christophoruswerk.de/arbeiten/werkstattbeschaeftigung.html