Überschuldungsstatistik 2023 – Schulden häufig bei Energie und Wohnen

von Peter Kießling

 

Aufgrund einer fehlerhaften Datenlieferung mussten bereits veröffentlichte Zahlen der Überschuldungsstatistik für das Jahr 2023 vom Bundesamt für Statistik korrigiert werden. Seit Anfang August liegen nun die korrekten Ergebnisse vor. Bundesweit erhielten im vergangenen Jahr fast 600.000 Menschen mit finanziellen Problemen Unterstützung durch die Schuldnerberatung. Die Zahl der in Thüringen beratenen Personen liegt bei rund 14.000.

Im Gegensatz zur Situation auf Bundesebene ist in Thüringen 2023 erstmals „Erkrankung, Sucht, Unfall“ anstelle von „Arbeitslosigkeit“ der häufigste Grund von Überschuldung. Bundesweit gibt es außerdem eine Trendfortsetzung bei der Zunahme von Personen mit mehr als 20 Gläubiger*innen. Die Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen zudem, dass die Ratsuchenden der Schuldnerberatung durchschnittlich älter werden.

Sowohl bundes- als auch thüringenweit wurden vor allem alleine lebende Menschen beraten. Auch Ein-Eltern-Familien sind häufig betroffen. Diese sind in den Schuldnerberatungsstellen deutlich überrepräsentiert. Die Gründe dafür sind vielfältig und liegen zum einen in dem geringen Haushaltseinkommen und zum anderen in den hohen Kosten, die Wohnen, Ernährung und Energie mit sich bringen.

In Thüringen gibt es deutlich sichtbare Unterschiede zu den durchschnittlichen Werten der anderen Bundesländer. Insbesondere die Verbindlichkeiten bei Vermietern liegen mit 30,5% der Beratungsfälle 10,6% über dem Bundesdurchschnitt. Ebenso bei den Schulden bei Energieunternehmen, bei denen die Zahl mit 34,7% der Beratungsfälle 8,1% über dem Bundesdurchschnitt liegt. Gerade bei den Energieschulden überrascht das im Hinblick auf den 2023 gestarteten Thüringer Härtefallfonds zur Bewältigung der Energiekrise für private Haushalte. Dessen Anforderungen für eine Inanspruchnahme waren aber schon 2023 derart hoch, dass nur wenige Thüringer Haushalte von dem Fonds partizipieren konnten. Schlussfolgerungen wurden nicht gezogen. In 2024 werden wohl noch weniger Menschen Fondsmittel abrufen können. So werden Regelungen an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigetroffen, was bei ihnen Enttäuschung hervorrufen kann.

In Thüringen müssten die überschuldeten Beratenen demnach 28 Netto-Monatseinkommen aufbringen, um komplett schuldenfrei zu werden. Das heißt, auch die Überschuldungsintensität ist mit 28 in Thüringen weitaus höher als im Bundesdurchschnitt (25).

  bundesweit Thüringen
  2023 2023
Beratene Personen 594.842 13.700
Durchschnittliche Schuldenhöhe 31.565 € 33.836 €
Männeranteil 53,30% 49,20%
Frauenanteil 46,70% 50,80%
Anteil Ein-Personen-Haushalte 50,50% 47,10%

 

Die Ergebnisse für rund 1350 Schuldnerberatungsstellen in Deutschland werden mit Hilfe von Datensätzen der 671 meldenden Beratungsstellen hochgerechnet.

Pressemitteilung von Destatis

Die Pressemitteilung von Destatis sowie die Möglichkeit zum Datenabruf finden Sie --> hier.

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