Aktionswoche vom 18.5. – 26.5.2019: „Alkohol? Weniger ist besser!“
von Peter Kießling
Pressemitteilung des Thüringer Landesstelle für Suchtfragen e.V.
Alkohol ist in Deutschland allgegenwärtig und gesellschaftsfähig. Rund 7,8 Millionen Menschen im Erwachsenenalter (18-64 Jahre) trinken in riskantem Maß. Davon sind 1,77 Millionen alkoholabhängig, weitere 1,61 Millionen haben alkoholbezogene Störungen durch missbräuchliche Nutzung. Pro Person wurden 2017 durchschnittlich 131,1 Liter an alkoholischen Getränken konsumiert[1]. Die oft zitierte „Alkoholbadewanne“ wird demnach immer noch getrunken. Geschätzt etwa 74.000 Todesfälle jährlich sind auf Alkoholkonsum oder den kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak zurückzuführen.
Die Thüringer Landesstelle für Suchtfragen e.V. unterstützt daher die Aktivitäten und Veranstaltungen im Rahmen der Aktionswoche zum Thema Alkohol im Freistaat, um die Bürgerinnen und Bürger Thüringens zu einer Betrachtung und Reflexion ihres Trinkverhaltens anzuregen und natürlich auch, um Alkohol als häufig viel zu unkritisch hinterfragtes Suchtmittel zu thematisieren.
Initiatorin der bereits fünften bundesweiten Aktionswoche ist die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. Unter dem bewährten Motto „Alkohol? - Weniger ist besser!“ wird in Thüringen mit zahlreichen landesweiten und regionalen Aktionen und Veranstaltungen auf einen möglichst reflektierten und maßvollen Umgang mit Alkohol aufmerksam gemacht. Mit Gesprächsangeboten, Informationsmaterialien und Vorträgen wird der Öffentlichkeit die Möglichkeit geboten, sich vielfältig zum Thema zu informieren.
Nachfolgend einige Gründe, das Thema Alkoholkonsum in Thüringen stärker in den Blick zu nehmen:
- Jede/r dritte ThüringerIn konsumiert Alkohol in gesundheitlich riskantem Maß,
davon fast doppelt so viele Männer wie Frauen. Im bundesweiten Vergleich ist
Thüringen zweifelhafter Spitzenreiter im riskanten Alkoholkonsum von Männern[2].
Jede/r fünfte Erwachsene in Thüringen zeigt Anzeichen klinisch relevanten Konsums
(ca. 261.000 Personen)[3]. - Etwa 50.000 Thüringer Kinder und Jugendliche wachsen in Familien auf, in der mindestens ein Elternteil von einer Suchterkrankung betroffen ist[4]. Jede dritte Frau bzw. jeder vierte Mann mit alkoholbezogener Diagnose lebt mit Kindern im gemeinsamen Haushalt.[5]
- 11.529 ThüringerInnen wurden wegen alkoholbedingten Krankheiten in Krankenhäusern behandelt[6].
- 3.674 ThüringerInnen begaben sich mit einer eigenen alkoholbezogenen Hauptdiagnose in ein
Beratungs- bzw. Behandlungsangebot des Suchthilfesystems[7]. - 1.265 Fälle von Gewaltkriminalität wurden unter Alkoholeinfluss begangen (28,1% aller Fälle)[8].
- 62,3% der Thüringer SchülerInnen zwischen 11 und 17 Jahren haben schon einmal Alkohol getrunken. Knapp 16% davon weisen einen riskanten Konsum auf, 13% praktizieren regelmäßiges Rauschtrinken.[9]
- 741 Verkehrsunfälle wurden in Thüringen unter Alkoholeinfluss verursacht,
davon 326 Unfälle mit Personenschäden und 415 Unfälle mit Sachschäden[10]. - 501 Sterbefälle durch alkoholbedingte Erkrankungen, davon 415 Männer und 86 Frauen[11]
- 277 Rentenzugänge durch alkoholbedingt verminderte Erwerbsfähigkeit[12].
- 120 Suchtselbsthilfegruppen gibt es in Thüringen.
Weitere Informationen finden sie unter: www.aktionswoche-alkohol.de
[1] „DHS Jahrbuch Sucht“, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., Hamm, 2019
[2] „Alkoholatlas Deutschland“, Deutsches Krebsforschungszentrum DKFZ, Heidelberg, 2017
[3] „Ergebnisse des Epidemiologischen Suchtsurvey 2015“, IFT, München, 2017
Stichprobe: Altersgruppe der 18‐ bis 64‐Jährigen. Behandlungskriterien nach AUDIT (Alcohol Use Disorders Identification Test). Statistik von Ende 2014.
[4] Thüringer Fachstelle Suchtprävention / Runder Tisch ‚Kinder in suchtbelasteten Familien‘, Erfurt, Stand: ~2015
[5] „Thüringer Suchthilfestatistik 2016“, IFT, München, 2017
[6] Gesundheitsberichterstattung des Bundes (www.gbe-bund.de), Berichtsjahr 2017
[7] „Thüringer Suchthilfestatistik 2016“, IFT, München, 2017
[8] „Polizeiliche Kriminalstatistik 2018“, Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales, Erfurt, 2019
[9] „Gesundheitsberichterstattung des Bundes. KiGGS Welle 1 - Landesmodul Thüringen“, RKI & Destatis, Berlin, 2016
[10] „Verkehrsunfallstatistik Thüringen“, Thüringer Ministeriumfür Inneres und Kommunales, Erfurt, 2017
[11] „Sterbefälle Thüringer Bürger infolge von Drogenkonsum(…)“, Thüringer Landesamt für Statistik, Erfurt, 2016
[12] Gesundheitsberichterstattung des Bundes (www.gbe-bund.de), Berichtsjahr 2017