Der iff – Überschuldungsreport 2020

von Peter Kießling

Symbolbild-Checkkarten-Geld-Schulden
Symbolbild: Checkkarten, Geld und Schulden (CC BY 2.0 - morgan - https://flic.kr/p/7r8hxv)

Der iff- Überschuldungsreport für den Berichtszeitraum 2019 macht deutlich, dass Überschuldung ein komplexes Problem ist. Verschiedene Situationen oder Ereignisse können dazu führen, dass sich Menschen überschulden. Für den weitaus kleineren Teil der Betroffenen resultierte die Überschuldung aus „vermeidbarem Verhalten“. Dazu zählen unter anderem Konsumverhalten (9,9 %), fehlende finanzielle Allgemeinbildung (3,6 %), unwirtschaftliche Haushaltsführung (2,4 %) und Straffälligkeit (1,6 %). Wie wichtig Präventionsarbeit ist, zeigt sich bei der Betrachtung der Gruppe der unter 25-Jährigen. Bei denjenigen, die im Berichtszeitraum eine Beratungsstelle aufsuchten, machten unangemessener Konsum und fehlende finanzielle Bildung über 20 % der Überschuldungsauslöser aus – also durchaus vermeidbare Umstände.

Bei der Mehrheit der Betroffenen allerdings haben externe Ereignisse dazu geführt, dass sie in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind bzw. Situationen, die nur schwer zu vermeiden gewesen wären. Dazu gehören Arbeitslosigkeit (20 %), Scheidung bzw. Trennung (10 %), Krankheit (10,6 %), Tod der Partnerin bzw. des Partners (1,0 %) und Unfall (0,4 %). Fast jeder zehnte Fall ist auf eine gescheiterte Selbstständigkeit zurückzuführen (9,4 %).

Bei den weiteren Ursachen fällt insbesondere die Einkommensarmut mit 12,4 % ins Auge. Niedrige Löhne und prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind dafür ursächlich. Es ist dramatisch wenn 25% der Bezieher*innen von ALG II auf diese Leistung angewiesen sind, obwohl sie einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Insgesamt gehen 20% der Arbeitnehmer*innen einer atypischen Tätigkeit in Form einer geringfügigen Beschäftigung, Teilzeitarbeit, befristeter Arbeit oder im Niedriglohnbereich nach. Aufstockende Sozialleistungen sind für viele dieser Haushalte notwendig.

Alleinerziehende sind bei den Überschuldeten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung deutlich überrepräsentiert, was mit steigender Kinderzahl noch zunimmt. Die finanzielle Mehrbelastung durch die Versorgung der Kinder ist von besonderer Relevanz, wenn diese von nur einem Haushaltsmitglied getragen wird. Im Gegensatz zu Paaren lassen sich Ausgaben nicht aufteilen und Einkommenseinbrüche nicht kompensieren.

Bei der Betrachtung der Überschuldungsrisiken spielen Kredite eine wichtige Rolle. Viele Menschen nutzen Kredite zur Konsumfinanzierung. Mehr als die Hälfte der Käufe im Einzelhandel wären ohne die Möglichkeit einer Finanzierung nicht zustande gekommen. Grundsätzlich korreliert der Kreditbetrag mit dem Einkommen (niedriges Einkommen=kleiner Kredit). Kosten und Zinsen sind jedoch verhältnismäßig höher je kleiner der Kreditbetrag ist, was für die Kreditnehmer*innen mit kleinem Einkommen ein erhöhtes Überschuldungsrisiko mit sich bringt. Leider ist kreditfinanzierter Konsum nicht immer vermeidbar. Bestimmte Notwendigkeiten sind gerade für Haushalte mit geringem Einkommen oft nur auf diesem Weg möglich und leistbar. Bemerkenswert dabei ist, dass Beratung und Angebote am Point of Sale oftmals unzureichend waren, wie über Testkäufe des Marktwächters der Verbraucherzentrale festgestellt wurde.

Den vollständigen iff-Überschuldungsreport finden sie hier: https://www.iff-hamburg.de/wp-content/uploads/2020/06/iff-ueberschuldungsreport-2020_web.pdf

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