Bericht zur Internationalen Konferenz zu Finanzdienstleistungen 2020
von Peter Kießling
In diesem Jahr bestimmte das Thema Nachhaltigkeit in weiten Teilen die Inhalte der Tagung des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff). In diesem Zusammenhang hatte die Covid-19-Pandemie und die virtuelle Umsetzung der Tagung einen passenden Nebeneffekt: Die häufig mit großem CO2-Ausstoß verbundenen Anreisen konnten vermieden werden.
Auch wenn das Online-Format der Konferenz eine sehr gute Alternative darstellt, um trotz Kontaktbeschränkungen interessante Inhalte und neue Impulse für die eigene Arbeit einem breiten Publikum zu bieten, begrüßen wir jedoch die Möglichkeit, dass es im kommenden Jahr wieder eine Präsenzveranstaltung geben könnte. Der fehlende Austausch mit den Teilnehmer*innen und Akteur*innen zwischen den einzelnen Beiträgen ist und bleibt der große der Nachteil eines solchen digitalen Formats.
Besonders bemerkenswert war der Vortrag von Thomas Bode, Leiter der AWO-Schuldnerberatungsstelle in Göttingen und Referent für Schuldnerberatung des AWO-Bezirksverbands Hannover. In seinem Beitrag vermittelte er, was Nachhaltigkeit für den Bereich der Schuldnerberatungsstellen bedeutet. Unterstützt von Ines Moers, Geschäftsführerin der BAG Schuldnerberatung, gab er einen umfassenden Blick darauf, wie die drei Dimensionen von Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie und Soziales) in der Schuldnerberatung berücksichtigt werden können.
Dabei wurde deutlich, dass bereits jetzt viele Elemente nachhaltigen Handelns in die Beratung einfließen, ohne dass dies bewusst geschieht. Hierzu zählen beispielsweise die Kooperation mit dem StromSparcheck, der Hinweis Tauschbörsen, Möbelkisten und Flohmärkte zu nutzen oder auch der Tipp Lebensmittel günstig über die Tafeln zu erhalten. Ist ein Stromanbieterwechsel sinnvoll, so kann auch hier ein Tarif mit erneuerbaren Energien in die Überlegungen einbezogen werden. In diesen Fällen ist das, was gut fürs Portemonnaie ist gleichermaßen gut für die Umwelt. Neben Hinweisen zum P-Konto etc. lassen sich in den Beratungsstellen auch Poster mit Tipps für ein nachhaltigeres Leben unterbringen. Abseits vom Finanziellen ist auch ein nachhaltiger Lebenswandel ein nicht zu vernachlässigender Erfolg.
Unabhängig vom Beratungskontext sollten sich Träger und Verbände verstärkt aktiv damit auseinandersetzen, Maßnahmen für die eigenen Einrichtungen zu ergreifen. Beispiele dafür wären ein „papierloses Büro“ oder die Priorisierung von vegetarischer Versorgung, das Nutzen von (Dienst-)Fahrrädern und öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Mitarbeitenden sowie der Rückgriff auf digitale Kommunikationsformen, um Anfahrten auf ein nötiges Minimum zu reduzieren und gleichzeitig Zugänge zum Austausch zu erweitern. Auch die Online-Beratung von Ratsuchenden kann dazu beitragen Ressourcen zu schonen und trotzdem mehr Personen Hilfe zu bieten.
Das Fazit des Vortrages aber auch der Tagung insgesamt ist, dass Nachhaltigkeit als Handlungsleitenden Prinzip an Bedeutung gewinnt, aber noch immer nicht den nötigen Stellenwert hat. Um hier weiterhin voranzukommen, ist es notwendig die eigenen Konzepte und Prozesse immer wieder zu hinterfragen. Oft bedarf es für die entscheidenden Veränderungen einen langen Atem. Die Möglichkeiten und Wege für die Einführung und Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Schuldnerberatung sind vielfältig und oftmals finden sich Lösungen, an die man noch nicht gedacht hat.
Den Reader zur diesjährigen Konferenz mit einer kurzen Zusammenfassung fast aller Referent*innen finden Sie hier: https://www.iff-hamburg.de/hamburg-2020/konferenz-reader-15-internationale-konferenz-zu-finanzdienstleistungen/
Die nächste Konferenz des iff wird am 17. und 18. Juni 2021 stattfinden.