Praxistag der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung vom 16. März 2022
Die LIGA Fachberatungsstelle hat am 16. März den ersten Praxistag des Jahres 2022 durchgeführt. Die Tagesveranstaltung wurde digital umgesetzt und hatte eine Vielzahl an Themen zu bieten. Am Vormittag bearbeiteten die rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gleich drei Themenkomplexe. Begonnen wurde mit den Grundsätzen guter Schuldnerberatung.
In Thüringen bestehen seit über 10 Jahren die Qualitätsstandards für die Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstellen. Diese bieten ein Gerüst, um eine hohe fachliche Qualität für die Ratsuchenden zu gewähren und gleichzeitig besteht damit auch Handlungssicherheit für die Fachkräfte in den Beratungsstellen. Auch auf Bundesebene wird an der Qualität des Handlungsfeldes stetig weitergearbeitet. So haben in der Vergangenheit die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung (BAG SB) wie auch die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) ihrerseits Grundsätze guter Schuldnerberatung formuliert. Ines Moers, Geschäftsführerin der BAG SB, wurde für den Praxistag eingeladen, und hat zur Entwicklung der Grundsätze innerhalb der BAG SB einen kurzen Abriss gegeben. Im Anschluss daran hat die Fachberatungsstelle in zwei Arbeitsgruppen mit den Beratern und Beraterinnen an ausgewählten Punkten intensiv gearbeitet. Die eigene Haltung im Beratungsgespräch, der professionelle Umgang mit den Ratsuchenden, die Bearbeitung von Krisen und mit Überschuldung einhergehender weiterer Probleme wurden thematisiert und reflektiert.
Link zu den Qualitätsstandards der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung in Thüringen:
Ein weiterer Schwerpunkt am Vormittag waren die Erfahrungen aus den letzten Wochen mit den Änderungen zum Pfändungsschutz-Konto. Anhand verschiedener Praxisfallkonstellationen wurden spezifische Probleme dargestellt und diskutiert.
Abschluss des Vormittages bildete eine Diskussion zur derzeitigen Situation der Überschuldungslage in Thüringen bzw. Deutschland. Deutlich wird dabei immer wieder, dass die Datenlage nicht umfassend ist und sich teilweise nur partielle Ergebnisse zur Lage überschuldeter Menschen ableiten lassen. Das ist insofern unbefriedigend, da einerseits die Zahlen zu den Verbraucherinsolvenzen zurück gehen, andererseits aber das Beratungsaufkommen ansteigt. Verlässliche und umfassende Erhebungen wären für das Arbeitsfeld der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstellen in der Zukunft wünschenswert.
Der Nachmittag stand wie gewohnt im Zeichen der Praxisfälle, die in den letzten Wochen an die Fachberatungsstelle herangetragen wurden. Die gemeinsame Betrachtung der zum Teil sehr komplexen Fälle ist für alle Teilnehmenden von großer Bedeutung. Dabei werden die oft sehr spezifischen und detailreichen Probleme und Fallkonstellationen juristisch abgearbeitet und unterstützen damit die Fachkräfte in ihrer täglichen Beratung.