Die Personalschlüssel sind nicht bedürfnisorientiert!

von Peter Kießling

LIGA-Fachtag zur Zukunft der Thüringer Kindergarten-Landschaft

Am 22. April fand in Erfurt der Fachtag „Ein Blick in die Glaskugel: Perspektiven einer pluralen Kindergarten-Landschaft in Thüringen unter demografischen Aspekten“ statt. Knapp 90 Personen, vor allem von Freien Kindergarten-Trägern, aus Kommunen, Jugendämtern und Politik, nahmen an der Veranstaltung der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Thüringen teil.

Im Fokus stand die demografische Entwicklung im eher ländlich geprägten Freistaat Thüringen und die Reaktion von Kindergarten-Trägern darauf. Dr. Susanne Knabe vom Thüringer Landesamt für Statistik verwies darauf, dass der aktuelle Trend von sinkenden Geburten- und damit auch Kinderzahlen noch bis circa 2028 anhalten werde. Der aktuelle Thüringer Personalschlüssel bedingt es, dass allein in 2024 und 2025 aufgrund dieser Vorausberechnungen 1.200 Erzieher*innen-Stellen abgebaut werden müssen.

„Gut eingearbeitete Fachkräfte entlassen zu müssen, erscheint absurd.“, so LIGA-Vorsitzende Katja Glybowskaja.

„Stattdessen sollten wir die sinkenden Kinderzahlen nutzen, um damit den Personalschlüssel zu optimieren.“ Dafür plädierte auch Andrea Rogazewski, die in Erfurt den Johanniter-Kindergarten „Lindenparadies“ in Erfurt leitet. „Wir arbeiten bedürfnisorientiert – die Personalschlüssel sind aber weit davon entfernt.“ Auch Juliane Worgt, Landeselternvertreterin für Thüringer Kindergärten, appellierte: „Auch wir Eltern brauchen bessere Personalschlüssel – damit die Kindergärten im Krankheitsfall nicht immer mit Verkürzungen der Öffnungszeiten oder Gruppenschließungen reagieren müssen.“

„Die Kommunen wünschen sich gute Betreuungsschlüssel natürlich auch“, so der Rudolstädter Bürgermeister Jörg Reichl in der gleichen Gesprächsrunde, „aber wir können das nicht refinanzieren.“ Er verwies auf die Verantwortung der Landespolitik, die ein klares Signal aussenden müsse. Die LIGA Thüringen fordert die Landesregierung auf, noch vor den Wahlen am 1. September die Novellierung des Kindergartengesetzes umzusetzen, indem die Personalschlüssel optimiert werden. Das würde dazu führen, dass die gut eingearbeiteten Fachkräfte weiterhin für die frühkindliche Bildung in den Kindergärten tätig sein können.

Dafür setzt sich die LIGA Thüringen bereits seit einigen Jahren aktiv ein. In den vergangenen Monaten war die LIGA u.a. Mitinitiatorin der erfolgreichsten Petition Thüringens, die mit 18.000 Unterschriften einen besseren Personalschlüssel forderte, und setzte sich im Rahmen der Allianz für bessere Personalschlüssel gemeinsam mit Gewerkschaften und Landeselternvertretung für dieses Anliegen ein.

 

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